Corona und meine Psyche
In diesen angstvollen, wirren und bedeutungsschwangeren Coronazeiten geht es meiner Psyche gehörig an den Kragen. Das heißt: immer die ungeliebte Maske ins Gesicht, Atemnot und ein merkwürdiges Gefühl der Gehorsamkeit; man tut brav alles, was die Obrigkeit von einem erwartet. Die Obrigkeit gibt immer wieder neue Direktiven heraus, die Virologen haben die Macht ergriffen, herrschen mit harter Hand. Es ist eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Es gab viele Verschwörungstheorien, doch auch kritische Stimmen, z.B. aus der Ärzteschaft, wurden als Verschwörungstheorien abgetan.
Corona hat viel Staub aufgewirbelt und war eigentlich auch sehr unterhaltsam. Bei mir fing es mit der plötzlichen Nachricht von unserer Geschäftsführerin an, dass ab sofort alle zu Hause bleiben müssen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keine Ahnung, warum. Denn ich hatte die Nachrichten nicht verfolgt. Plötzlich hieß es, ich würde wegen meines Alters zu einer gefährdeten Gruppe gehören, und ich solle doch bitte nach Hause gehen. Zuhause angekommen, musste ich mich erst mal hinsetzen. Plötzlich brach alles um mich herum weg, und langsam realisierte ich, wie wichtig die Kollegen für mich waren und dass der Durchblick der wichtigste soziale Kontakt für mich ist. Es brach Panik in mir aus.
Ich spürte, dass etwas Unheimliches und Ungreifbares seine Hände nach mir ausstreckte. Es tat sich vor mir ein Abgrund auf, und ich drohte hinein zu fallen. An diesem Tag ging es mir einige Stunden richtig schlecht. Der nächste Tag aber fing normal an, und ich war richtig gut ausgeschlafen. Ich suchte dann nach dem Frühstück erst mal alles über Corona im Internet heraus, beschäftigte mich mit einer Vielzahl von Gesichtspunkten und versuchte mir einen eigenen Standpunkt zu erarbeiten. Ist es jetzt wirklich so gefährlich? Ist es nur Panikmache? Ist es nur so etwas wie eine leichte Grippe? Ich las vieles von allen Seiten. Das Problem war, dass es noch nicht an mich herankam. Ich kannte niemanden aus meiner näheren Umgebung, die oder der an Corona erkrankt war, also blieb es sehr abstrakt. Angst, mich anzustecken, hatte ich jedoch nicht, und der Gedanke kam mir, wenn es jemals so weit kommen würde, würde ich schon sehen, was passiert – und Vorerkrankungen hatte ich auch keine. Dann allmählich gewöhnte ich mich an Corona, das Virus wurde mir vertraut, und eigentlich fing ich an, die gezwungene Freizeit zu genießen und begann Pläne zu entwickeln für die Zeit nach Corona. Was die Zeit mit Corona wirklich für meine Psyche bedeutet, kann ich jetzt noch nicht abschätzen. Aber wie der Mensch so ist, man schickt sich ins Unvermeidliche.
N.L.
In diesen angstvollen, wirren und bedeutungsschwangeren Coronazeiten geht es meiner Psyche gehörig an den Kragen. Das heißt: immer die ungeliebte Maske ins Gesicht, Atemnot und ein merkwürdiges Gefühl der Gehorsamkeit; man tut brav alles, was die Obrigkeit von einem erwartet.
14.08.2020